- Kalam
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Kalam,Avul Pakir Jainulabdeen Abdul, indischer Politiker, * Dhanushkodi (Distrikt Rameswaram, Tamil Nadu) 15. 10. 1931; aus einer muslimischen Tamilenfamilie; Luftfahrtingenieur; arbeitete seit 1962/63 bei der indischen Raumfahrtbehörde, wurde 1982 Direktor der Forschungs- und Entwicklungsorganisation des Verteidigungsministeriums und damit Leiter des von ihm erfolgreich vorangetriebenen Raketenentwicklungsprogramms (oft als dessen »Vater« apostrophiert). 1998 maßgeblich beteiligt an der Durchführung der (international kritisierten) indischen Kernwaffentests, 1999 zum obersten Wissenschaftsberater der Regierung unter Premierminister A. B. Vajpayee ernannt. Am 15. 7. 2002 wurde der als sehr patriotisch geltende Kalam zum Staatspräsidenten gewählt (Amtsantritt am 25. 7. 2002).IIKạlam[arabisch »Rede«, »Disput«, »Erklärung«] der, -s/-s, Qạlam,1) islamische Kultur: zugeschnittene Rohrfeder für das Schreiben mit Tusche. - Kalamdam, Qalamdam, der Behälter für Kalams, oft auch für weitere Schreibutensilien (Tusche, Messer, Reibstein, Falzbein). Calamus2) islamische Theologie: Bezeichnung für die frühe Theologie, die v. a. im 8./9. Jahrhundert von den (rivalisierenden) Theologenschulen der Mutasiliten und Aschariten geprägt wurde. Der Kalam lehrt die absolute Einheit Gottes, die jede anthropomorphe Deutung seiner Eigenschaften ausschließt, die Willensfreiheit des Menschen und damit seine Verantwortlichkeit für seine Taten, einen Atomismus im Zusammenhang mit der Schöpfungslehre und - methodisch - den Primat des Vernunftbeweises vor dem Tatsachenbeweis. Der Kalam hatte beachtlichen Einfluss auch auf die Entwicklung der jüdischen Philosophie (Saadja); entschieden bekämpft wurde er von dem jüdischen Philosophen M. Maimonides, der jedoch in seiner Auseinandersetzung mit dem Kalam zugleich dessen systematischste Darstellung bot.M. Schreiner: Der K. in der jüd. Lit. (1895);
Universal-Lexikon. 2012.